Künstliche Intelligenz: das Ende menschlicher Interaktion?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

erstaunlich, wie wenig körperlicher Aufwand und zwischenmenschlicher Austausch heutzutage noch erforderlich ist, damit ich mich problemlos im Alltag zurechtfinde. Ich komme abends nach Hause und werde von meinem Sprachassistenten begrüßt – Bruce Springsteen singt für mich auf Zuruf. Schnell etwas essen, ohne mich nach einem langen Tag in die Küche zu stellen – dank Thermomix jederzeit möglich. Oder ich rufe mir gleich den drohnengesteuerten Lieferservice und tätige dafür nicht mal einen Anruf… noch vor zehn Jahren wäre die heutige Normalität derartiger Technologien unvorstellbar gewesen!

Der technische Fortschritt ist rasant. „Je schneller desto besser“ scheint das Credo für alles zu sein.

Die ersten sozialen Roboter sind im Einsatz: Sie assistieren Ärzten im OP-Raum oder kümmern sich um die Pflege von Senioren. Da bekommt man schnell das Gefühl, der Mensch würde zunehmend ausgetauscht. Werden die technischen Hilfsmittel des Alltags unsere Kommunikation und zwischenmenschliche Nähe irgendwann vollkommen ersetzen? Und wie verhält es sich dann mit der Persönlichkeits- und Mitarbeiterentwicklung in Unternehmen?

Lässt sich Verhalten in Zukunft per Knopfdruck verändern?

Gerade im Kontext von Persönlichkeitsentwicklung und Coaching stellt sich die Frage, ob Unternehmen zukünftig die Entwicklung ihrer Mitarbeiter durch künstliche Intelligenz begleiten und fördern lassen werden. Wird auch am Arbeitsplatz zwischenmenschliche Interaktion zukünftig durch Technologie ersetzt?

Erfolgreiches Coaching besteht aus zwei elementaren Bestandteilen: Empathie und Vertrauen. Während das eine erfordert, dass ich mich in jemanden hineinversetze und seine Gefühle nachempfinde, ist das andere ein menschliches Urbedürfnis und Grundpfeiler jeder menschlichen Beziehung. Angesichts dieser grundlegenden Motive im Coaching wird es nicht möglich sein, Verhalten per Knopfdruck oder mittels einer Fernbedienung zu ändern. Dazu muss viel tiefer gegraben werden: Es fängt bei der inneren Einstellung an. Und diese kann nur vom Mitarbeiter selbst kommen. Die Aufgabe des Coaches besteht darin, seinen Klienten mit Veränderungswunsch auf dem Weg zu dessen Ziel zu begleiten und ihn entsprechend zu unterstützen.

Feedback ist der Schlüssel erfolgreicher Veränderungsarbeit

Die innere Einstellung ist tief in uns verwurzelt und ein Produkt unserer Gedanken. Wir müssen unsere eigenen Gedanken erst in die „richtige“ Richtung lenken und selbst erkennen, dass eine Verhaltensänderung notwendig ist. Da die meisten und wichtigsten Entscheidungen aus dem Bauch heraus – emotional – getroffen werden, ist die Bereitschaft für eine solche Verhaltensänderung eben auch stark emotional. Für diesen Prozess ist eine persönliche und empathische Begleitung durch einen Coach vor Ort unabdingbar.

 

„Ein Coaching-Prozess gleicht beinahe einem Change-Prozess im Businesskontext.“

 

John P. Kotter – Pionier des Veränderungsmanagements – schreibt unter anderem auch über die Wichtigkeit, schnelle Erfolge zu erzielen und zu konsolidieren. Für den Coach bedeutet das, kleinste Veränderungen mit allen Sinnen wahrzunehmen und dem Klienten unmittelbar Feedback zu geben. Die stetige Bestärkung signalisiert dem Klienten, dass er sich auf einem guten Weg befindet und ermuntert ihn, weiter zu machen.

Der respektvolle Umgang in diesem hochsensiblen Prozess erfordert ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit vom Coach. Durch Zuhören, Beobachten und die Gespräche selbst ist es ihm möglich, individuell auf den Klienten einzugehen und ihn mit seiner eigenen Begeisterung für die Veränderung anzustecken. Denn: Nur wer selbst brennt, kann in anderen ein Feuer entfachen. Ein Roboter, der den Klienten durch echte Begeisterung motiviert, ist (noch) nicht vorstellbar.

Künstliche Intelligenz sinnvoll nutzen

Angesichts dieser Erkenntnisse sollten wir uns dem Thema Mitarbeiter-Förderung auch zukünftig mit menschlicher Stärke stellen. Das bedeutet nicht, dass wir uns den Vorteilen neuartiger Technologien verschließen. Im Gegenteil: Wenn künstliche Intelligenz Zuarbeiten bei der Informationsverarbeitung erledigt, kann sich der Mensch auf seine ihm eigenen Kompetenzen fokussieren. So funktioniert es ja auch im Haushalt und in der Medizin – der Thermomix führt seine Arbeit aus – die menschlichen Sinne entscheiden: Sind die Tomaten reif? Was fehlt beim Abschmecken noch zum perfekten Geschmack? Und bevor der Roboter im OP-Raum assistiert, füttert der Arzt ihn mit Fakten – er entscheidet auf Basis seiner menschlichen Einschätzung und führt den Roboterarm. Auch im Kontext von Persönlichkeitsentwicklung und Coaching unterstützt künstliche Intelligenz bei der Informationsbeschaffung und -analyse. Der Coach bedient sich dieser Ergebnisse und widmet sich stärker den persönlichen Themen und Entscheidungen des Mitarbeiters.

Eine gesunde Integration künstlicher Intelligenz in den Arbeitsalltag wird uns bereichern. Wertschätzen Sie den Nutzen der neuen Technologien, aber vergessen Sie dabei eines nicht: Der Mensch ist ein soziales Wesen und für seine Entwicklung wird er weiterhin maßgeblich auf die Interaktion mit anderen Menschen angewiesen sein. Auch und gerade, wenn es um nachhaltige Verhaltensveränderungen geht.

Kicki

 

 

Herzliche Grüße

Brigitte Goldschmid

Dale Carnegie Business Coach

 

 

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