Zum Thema Emotionen bietet uns die Literatur unzählige, teils widersprüchliche Meinungen. Lassen Sie uns gemeinsam etwas Licht ins Dunkel bringen.
Welche Arten von Emotionen gibt es?
Es gibt positiv-assoziierte Emotionen wie Begeisterung, Stolz, Mut, Anerkennung, Respekt, Stärke und Fröhlichkeit. Und es gibt negativ empfundene Emotionen, wie Angst, Trauer, Wut, Neid, Eifersucht, Gier, Sorge, Überforderung und Frustration.
Was sind überhaupt Emotionen?
Per Definition sind Emotionen ein „psychisches Phänomen, das durch die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung eines Ereignisses oder einer Situation ausgelöst wird.“ Wir nehmen also etwas im Außen wahr und darauf basierend entstehen in unserem Körper Emotionen.
Allerdings entsteht nicht bei jedem Menschen die gleiche Emotion aufgrund des gleichen Ereignisses. Das gleiche Ereignis, die gleiche Nachricht, kann bei zehn Menschen zu zehn verschiedenen emotionalen Reaktionen führen. Jeder von uns hat in der Vergangenheit individuelle Erfahrungen gemacht und persönliche Glaubenssätze entwickelt, die die eigene emotionale Reaktion beeinflussen.
„Entscheidend für unser Wohlbefinden sind also nicht die äußeren Umstände, sondern unsere subjektive Bewertung der Situation.“
so Prof. Dr. Waldemar Pelz, Experte für Führungspsychologie
Zwischen der äußeren Situation und der Emotion steht also unsere persönliche Bewertung. Diese ist wiederum das Ergebnis unserer vorhergehenden Erfahrungen.
Die gute Nachricht ist: Wir sind äußeren Umständen nicht hilflos ausgeliefert, da diese nicht direkt für unser Empfinden ausschlaggebend sind. Wir haben es selbst in der Hand, die Situation zu bewerten.
Nehmen wir das Beispiel einer Kündigung: Mitarbeiter A war nach jeder früheren Kündigung mindestens zehn Monate arbeitslos und hat zahlreiche Bewerbungen schreiben müssen, um wieder eine Anstellung zu finden. Mitarbeiter B hat die Erfahrung gesammelt, mit seiner Qualifikation immer sofort unkompliziert wieder einen Job zu finden und in jeder Anstellung eine Menge neuer Fähigkeiten zu erlernen. Seine Komfortzone hat sich dadurch stark erweitert und sein Selbstbewusstsein ist gestiegen.
Wenn nun das äußere Ereignis „Kündigung“ stattfindet, wird es in Mitarbeiter A und Mitarbeiter B folglich völlig unterschiedliche Emotionen auslösen, da beide Personen die Situation anders bewerten. Mitarbeiter A als großes Drama, Mitarbeiter B als Chance auf Weiterentwicklung.
Ebenso ist es, wenn eine Beziehung endet: Der eine empfindet es als Weltuntergang, weil er vielleicht den Glaubenssatz hat, sein Leben alleine nicht schaffen zu können. Und der andere wird die Beziehung nochmals reflektieren, verarbeiten, dankbar zurückblicken und dann nach vorne schauen.
Wie wir auf etwas reagieren, hängt also mehr von uns, unserem Selbstwert, unseren Erfahrungen und Glaubenssätzen – unserem „Mindset“ ab, als von der Situation.
Können andere Menschen Gefühle in uns „einbauen“?
Wie ist es beispielsweise mit dem Satz „du machst mich immer so wütend!“? Ist dieser Satz wahr? Wahr ist, unser Gegenüber macht etwas, bringt zum Beispiel den Müll nicht runter. Alles andere ist Interpretation. Als Bemerkung könnte ich also stattdessen auch sagen „das ist ja interessant!“. Dies wäre neutraler als „du machst mich immer so wütend“. Die neutrale Reaktion setzt jedoch eine gewisse Reife und Selbstreflektion voraus. Damit begeben wir uns auf die Metaebene und beobachten die Situation und die eigenen Emotionen. Wir übernehmen die Verantwortung für die eigenen Emotionen und die Situation kann danach viel gelassener besprochen werden. Für unsere Emotionen sind wir selbst verantwortlich. Niemand kann sie in uns „einbauen“. Der andere kann sie nur auslösen, weil sie sowieso schon da waren.
Schauen wir uns das noch einmal genauer an.
Wie können wir mit unseren negativen Emotionen umgehen?
Es gibt grundsätzlich drei Arten, mit Emotionen umzugehen.
- Wir agieren sie aus. Sind wir wütend, brüllen wir unser Gegenüber an, um uns vermeintlich besser zu fühlen. Wir wollen dem anderen mitteilen, dass wir Recht haben und er Unrecht. Wir wollen die schlechten Gefühle los werden. Das führt dazu, dass die Energie der Wut nun zusätzlich auch noch beim anderen hängt. Energie löst sich nicht einfach auf, sie kann nur ihren Platz oder ihre Form verändern. In diesem Fall hat sie sich auf unser Gegenüber ausgedehnt. Der andere wird sie, wenn er nicht ganz bewusst agiert, im Laufe des Tages an weitere Personen weitergeben.
- Wir verdrängen sie. Wir reden uns ein, dass wir über den Dingen stehen und uns „so eine Kleinigkeit“ doch gar nicht wütend macht. Die unterdrückte Wut bleibt, wo sie ist, nämlich in unseren Zellen und wir überspielen dies mit guter Laune. Platz und Form sind gleichgeblieben, die Wut ist weiterhin bei uns, hat sich nur versteckt. Sie zieht von ihrem Versteck aus weitere Situationen an, in denen sie wieder hervor kommen und sich zeigen kann.
- Wir beobachten und fühlen die Wut. Dies ist die einzige Vorgehensweise, bei der wir selbst Verantwortung für unsere Emotion übernehmen. Denn die Wut wie auch alle anderen Emotionen sind unsere Energie. Der andere kann sie, wie oben beschrieben, nur wecken, er kann sie nicht in uns „einbauen“.
Sind wir für die negativen Emotionen anderer verantwortlich?
Als bewusste, empathische Menschen sollten wir immer bemüht sein, mit anderen Menschen auf wertschätzende und verständnisvolle Weise zu interagieren. Es ist immer gut, nicht nur die eigene Sichtweise, sondern auch die des Gegenübers zu kennen und verstehen zu wollen (Dale Carnegie Empfehlung Nr. 17: Versuchen Sie aufrichtig, die Dinge vom Standpunkt der anderen aus zu sehen).
Gleichermaßen richtig ist, dass wir manchmal noch so einfühlsam und vorsichtig vorgehen können und der andere sich dennoch angegriffen fühlt. Dies wird, wie oben beschrieben, nicht durch die Situation mit uns ausgelöst, sondern dadurch, dass unser Gegenüber seine Bewertungen nach seinen Erfahrungen und Glaubenssätzen trifft und damit in ihm alte Emotionen angetriggert werden. Dies geschieht in Bruchteilen von Sekunden und es bedarf viel Achtsamkeit, diese Emotionen wahrzunehmen und zu verwandeln.
Es gilt also beides gleichermaßen: Im Umgang mit anderen sollten wir so wertschätzend wie möglich agieren. Zur gleichen Zeit ist jeder von uns für seine Emotionen und deren Verwandlung selbst verantwortlich.
Prof. Dr. Waldemar Pelz sagt dazu: „Emotionen haben einen entscheidenden Einfluss auf das Arbeitsklima und somit die Leistung in einem Unternehmen, einer Abteilung oder einem Team. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob die Zusammenarbeit einerseits von Emotionen wie Zuversicht, Entschlossenheit, Teamgeist und Begeisterung oder andererseits von Gefühlen der Feindseligkeit, Aggression, Gleichgültigkeit oder Frustration geprägt ist. Daher können positive Emotionen die Arbeitsproduktivität um ein Vielfaches steigern.“
Lassen Sie uns in diesem Sinne achtsam dafür sein, was wir nach außen ausstrahlen und unsere Verantwortung dafür übernehmen.
Herzlich
Nicole Jantzen
Dale Carnegie Business Coach